DE - Ingolstadt
09nov20:0022:00DE - IngolstadtKammermusik-Konzert mit Werken von Nielsen, Francaix und Beethoven
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Sebastian Manz // Dag Jensen // Felix Klieser // Franziska Hölscher // Wen Xiao Zheng // Lionel Martin // Dominik Wagner
Carl Nielsen: „Serenata in vano“
Vergebliches Ständchen:
Dachte Carl Nielsen an Brahms’ Lied, als er 1914 seine „Serenata in vano“ mit einem ordentlichen Schuss Ironie versah?
„Erst werfen sich die Herren Musiker in Kavalierspose, um die Angebetete auf den Balkon zu locken, aber sie kommt nicht. Dann schmelzen sie vor Sehnsucht dahin, aber auch das nützt nichts. Nach dem vergeblichen Bemühen ist ihnen alles egal und sie schlurfen mit einem Marsch zum eigenen Spaß nach Hause.“
Beethoven Septett
Textquelle: www.kammermusikführer.de
„Das ist meine Schöpfung!“ soll Ludwig van Beethoven im Jahre 1800 beim Fürsten Schwarzenberg ausgerufen haben, als dort sein Septett zum ersten Mal aufgeführt wurde. Natürlich meinte er mit der Schöpfung das Oratorium seines ungeliebten Lehrers Joseph Haydn, das er mit seinem längsten Kammermusikstück herausfordern wollte. Stolz setzte er es auf das Programm seiner ersten eigenen Akademie im Hofburgtheater, der damaligen Wiener Hofoper, wo einst schon Mozart vor Kaiser Joseph II. brilliert hatte. An jenem 2. April 1800 hob er sein C-Dur-Klavierkonzert aus der Taufe, seine Erste Sinfonie und präsentierte als längsten Programmpunkt „ein Sr. Majestät der Kaiserin allerunterthänigst zugeeignetes Septett auf 4 Saiten- und 3 Blas-Instrumenten, gespielt von denen Herren Schuppanzigh, Schreiber, Schindlecker, Bär, Nickel, Matauschek und Dietzel“.
Tatsächlich erschien die Stimmenausgabe des Septetts im Jahre 1800 mit einer Widmung an Kaiserin Maria Theresia, die Enkelin der berühmteren Kaiserin gleichen Namens. Die zweite Gemahlin von Kaiser Franz II. war dessen Cousine ersten Grades, und zwar sowohl mütterlicher- als auch väterlicherseits: Maria Theresias bereits 1792 verstorbener Schwiegervater, Kaiser Leopold II., war der Bruder ihrer Mutter, ihre ebenfalls verstorbene Schwiegermutter war die Schwester ihres Vaters. Am Hof ihrer Eltern, des Königs Ferdinands IV. von Neapel und der Königin Maria Carolina, war die kleine Maria Teresa überaus musikalisch aufgewachsen. In Wien verfügte sie über eine der reichsten Musiksammlungen der Kaiserstadt und hatte regelmäßig die größten Sänger und Instrumentalisten zu Gast. Es war also kein Zufall, dass Beethoven sein bislang bedeutendstes Kammermusikwerk ausgerechnet ihr widmete – als Entrée zum Kaiserhof.
Als er das Septett seinem Verlegerfreund Hoffmeister anbot, schrieb er dazu in halb ironischem Ton: „Geliebtester Herr Bruder! Ich will in Kürze alles hersetzen, was der Herr Bruder von mir haben könnte: 1. Ein Septett per il violino, viola, violoncello, contrabasso, clarinett, corno, fagotto; – tutti obligati. (Ich kann gar nichts unobligates schreiben, weil ich schon mit einem obligaten Accompagnement auf die Welt gekommen bin.) Dieses Septett hat sehr gefallen.“ Obwohl die Anmerkung vom „obligaten Accompagnement“ den rheinischen Humor Beethovens deutlich erkennen lässt, wurde sie von der Beethovenforschung stets als gewichtige Selbstäußerung des Meisters verstanden: Von Anfang an habe er es auf die Durcharbeitung der Stimmen angelegt, wobei „nichts unobligates“ Platz fand. In Wirklichkeit ging es Beethoven in seinem Brief darum, dem Verleger anzuzeigen, dass man das Septett mit sieben vollwertigen Stimmen drucken müsse, also auch mit entsprechender Seitenzahl, da die Bläser nicht etwa „ad libitum“ gedacht waren, zur willkürlichen Verstärkung der Streicher.
Bald schon erfreute sich das Werk größter Beliebtheit, wozu eine Fülle von Bearbeitungen beitrug, von denen nur die Fassung für Klaviertrio Beethoven selbst zum Autor hatte. Später sah der Meister sein frühes Erfolgsstück mit gemischten Gefühlen an: „Sein Septett konnte er nicht leiden und ärgerte sich über den Beifall, den es erhielt“, so erinnerte sich sein Schüler Carl Czerny. Karl Holz bekam vom alten Beethoven ein milderes Urteil zu hören: Ihm gegenüber bemerkte der Meister über sein Septett, es sei viel „natürliche Empfindung“ darin, aber wenig Kunst.
Vielleicht meinte Beethoven mit dem Ausdruck „natürliche Empfindung“ sein Empfinden für die Natur, hatte er das Septett doch im Sommer 1799 in Mödling begonnen, in sommerlich sonniger Atmosphäre. In der Beethoven-Biographie von Thayer-Riemann heißt es dazu treffend: „Es ist ein Werk, welches seine Frische bewahrt hat und immer wieder mit neuem Entzücken gehört wird … Beethoven hat in den Wiener früheren Kompositionen, von den Klaviersonaten natürlich abgesehen, die leichtere Unterhaltungsmusik, die glänzenden Blasinstrumente, eifrig gepflegt, seinen Bonner Traditionen getreu. Hier hat er diese Gattung, zu der er später nicht mehr zurückkehrte, veredelt und verklärt. Er will unterhalten, aber in ernster und würdiger Weise.“
An die Tradition der Serenaden, Kassationen und Divertimenti des 18. Jahrhundert erinnert die hypertrophe Form des Septetts aus sechs langen Sätzen: Auf das erste Allegro und das Adagio folgen gleich zwei Tanzsätze, die einen Variationensatz umschließen. Auf den zweiten Tanzsatz folgt das Finale. Diese Form fand Beethoven bei Mozart vor, im großen Divertimento für Streichtrio in Es-Dur aus dem Jahre 1788 (KV 563). Gerade dieses Mozartwerk hat er besonders geliebt und schon in seinem ersten eigenen Streichtrio Opus 3 nachgeahmt. Im Septett kehrte er zur Tonart Es-Dur zurück und zu den Dimensionen seines eigenen Opus 3, fügte aber den Ecksätzen langsame Einleitungen hinzu und erweiterte das Streichtrio um einen Kontrabass sowie um ein Bläsertrio aus Klarinette, Horn und Fagott. Dadurch begründete er die Geschichte der Wiener Kammermusik in quasi-sinfonischer Besetzung. Wie sich später Franz Schubert mit seinem Oktett „den Weg zur großen Sinfonie bahnen“ wollte und sich dabei Beethovens Septett zum Vorbild nahm, so hat es noch einmal 30 Jahre später auch der junge Brahms gehalten, als er die Septettfassung seiner ersten Orchesterserenade entwarf. Mit seiner „Kammersinfonie“ für sieben Instrumente hat der junge Beethoven Musikgeschichte geschrieben, gleichsam seine „Nullte“, allerdings in den Formen des Wiener Divertimento. Deshalb erlauben sich unsere Interpreten, die sechs Sätze nicht am Stück zu spielen, sondern wie echte Unterhaltungsmusik auf den ganzen Abend verteilt.
Die sechs Sätze hat keiner anschaulicher beschrieben als Thayer in seiner von Hugo Riemann übersetzten Beethoven-Biographie:
Allegro con brio: „Die Spieler klopfen kräftig an, machen ihre Verbeugung, die Erwartung wird rege. Und nun beginnt das reizende Spiel; eine Melodie von so anmutigem Leben, wie er noch wenige geschaffen, und in welcher er sich ganz als er selbst zeigt. In den Fortsetzungen gibt sich ein erstaunlicher Reichtum der Erfindung zu erkennen; nirgendwo nur Überleitungsphrasen, überall feste Themen, die organisch verbunden sind; nicht nur ein zweites, sondern auch noch ein drittes Seitenthema. Eine edle, hohe, männliche Freudigkeit spricht sich in verschiedenen Nuancen in diesem ersten Satz aus. Schon hier sei auch auf die Meisterschaft in der Behandlung der einzelnen Instrumente, auf die Gegenüberstellung der Tongruppen und die Verwendung der Blasinstrumente, der weichen, vollen Klarinette, des Horns, des dunkeltönenden Fagotts hingewiesen. Das führende Instrument bleibt natürlich die Violine, manchmal in hohem Glanze.“
Adagio cantabile: „Eine wunderbar rührende Kantilene bringt dann die Klarinette in dem Adagio, gewiss eine der schönsten, die Beethoven geschrieben hat. Auch hier waltet hochbefriedigte Stimmung, aber ernster und gehaltener; die Nebenthemen sind etwas belebter, halten aber die Stimmung fest. Auch hier ist die Verwendung der Instrumente, des Horns, des Cello zu beachten. Die Weihe der Stimmung in diesem Satze kann kein Wort nur annähernd andeuten.“
„Das Menuett ist der Sonate Op. 49 Nr. 2 entnommen, aber selbständig behandelt. Im Trio ergehen sich Horn und Klarinette; auch sonst die Klangfarben schön gemischt. Wahrhaftig eine gute, edle Unterhaltung.
Andante con Variazioni: „Wieder wird es ruhiger, es folgt das Andante mit Variationen auf eine sehr reizende Melodie. Dieselbe soll nicht von Beethoven sein, sondern ein niederrheinisches Volkslied (Ach Schiffer, lieber Schiffer), welches Kretzschmer in seinen Deutschen Volksliedern (Berlin 1838) veröffentlichte. Nottebohm führt beachtenswerte Gründe dagegen an … Wir erachten die Behauptung damit als abgetan; wir haben es einfach mit einer Beethovenschen Melodie zu tun. Die Melodie ist zierlich und anmutig; die Variationen mit der bei Beethoven bekannten Meisterschaft gesetzt; besonders reizvoll die Moll-Variation mit den gehaltenen Tönen der Blasinstrumente.“
Scherzo: „Humoristisch und frisch ist das Scherzo, wo auf den Ruf des Horns die übrigen sich zu lustigem Aufschwung zusammenfinden, im zweiten Teil besonders die Violine losgelassen wird und jubelnd in die Höhe steigt. Dem tritt im Trio besänftigend das Violoncell mit schöner Kantilene gegenüber.“
Finale: Genug der Lustigkeit! Die Kräfte sammeln sich in einen kurzen Mollsatz und mahnen zur Einkehr; das Horn sucht wie nach etwas Verlorenem. Dann tritt als Grundlage des letzten Satzes ein festes Motiv mit dem Charakter frohen Selbstbewusstseins auf, vielfach imitatorisch behandelt und immer nachdrücklicher eingeprägt; das zweite Thema fest, frisch, doch gehalten; alles atmet Freude über etwas Erreichtes.“
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Zeit
9. November 2023 20:00 - 22:00(GMT+01:00)